Patenkinder

„Wir bereiten unsere Schülerinnen und Schüler auf den Schulabschluss, das Berufsleben und die Arbeit an weiterführenden Schulen vor. Über die Schulzeit hinaus begleiten wir die Schülerinnen und Schüler in ihrer Lebensplanung.“

Eine Reise nach Bhopal – Ein Blick hinter die Kulissen  –

oder „Wie auch die arme Stammesbevölkerung im Bistum Bhopal  auf eine Chance auf ein menschenwürdiges Leben hoffen dürfen“.

Ein Bericht von: Carola Stricker, Notburga Wöstmann, Christa Böcker

Wir haben es hautnah erfahren:
In den Kinderwohnheimen in Ashta und Fatehpur erlebten wir, wie unsere Patenkinder voller Glück uns wiedererkannten, mit Spannung die Post ihrer Paten in Empfang nahmen, wie viel Dankbarkeit sie uns mit auf den Weg schickten – zu Ihnen allen, die sich in der einen oder der anderen Art um sie bemühen und finanziell unterstützen.
Babai Missionsstation – eine neue Erfahrung, ein neues Prinzip, das seit einem Jahr von St. Franziskus unterstützt wird: Babai selbst ist eines dieser wuseligen Dörfer, die in der Nähe eines Urwaldgebietes irgendwie funktionieren. Pater Leo Babu fährt mit uns tief in den Urwald in völlig isolierte Minidörfer, wo er regelmäßige Kontakte mit den Menschen pflegt, die sich von ihrer Regierung und der ganzen Welt vergessen fühlen. Diese  Familien gehören verschiedenen Bevölkerungsstämmen an, sind meistens durch Migration aus anderen Landesteilen irgendwie zusammengetroffen und leben völlig fern jeden wirtschaftlichen Fortschritts und Aufschwungs, den Indien auf anderen Ebenen erfährt.  Einige Familien haben ihm ihr privates kleines Fleckchen Land angeboten, damit er dort eine provisorische Zeltschule aufschlägt. Die Eltern können sich nicht um ihre Kinder kümmern, denn entweder arbeiten sie den ganzen Tag in einer Ziegelbrennerei oder sind Fischer an einem nahgelegenen Stausee. Die Kinder nehmen sie mit zur Arbeitsstelle, wo sie sich selbst überlassen werden. Pater Leo Babu und einige seiner Dorffreunde holen die Kinder dort ab und bringen sie zum Unterricht in die Zeltschule. Sechs Zeltschulen funktionieren so seit Juli – und wir sind erstaunt, was diese wachen Kinder in solch kurzer Zeit gelernt haben. Gern und regelmäßig lernende Kinder sollen bald versetzt werden in die Missionsstationen, die über Kinderwohnheime verfügen. Dort ist weitere intensive Förderung möglich.
Erstaunlich war das tiefe Bewusstsein dieser vom großen Strom der Weltpolitik abgeschnittenen Bevölkerung, dass Bildung für ihre Kinder das Tor für eine bessere Zukunft ist. Dazu kommt heftiges Streben nach Religiosität, das es Pater Leo Babu erleichtert, auch auf spiritueller Ebene mit ihnen Gemeinschaft zu pflegen. Lebendig, offen und ohne Scheu uns „Exoten“ gegenüber überschütteten uns die Frauen und Männer in ihrer Stammessprache mit Freundschaftsbekundungen und der Hoffnung auf einen baldigen weiteren  Besuch und der Bitte, sie nicht zu vergessen.
In diese Richtung zielte auch in diesem Jahr wieder der Erntedankmarkt, dessen Ergebnis von 1.400,-      Euro eben diesen Menschen zu Gute kommt. Allen Teilnehmern sei herzlich gedankt.
Und auch der traditionelle Lichtermarkt am 1. Adventssamstag ab 18.00 Uhr nach der Vorabendmesse im Freizeitheim St. Norbert, Schneidemühlerstraße, soll wieder für die Kinderwohnheime in den Missionsstationen und die Förderung der Kinder und Familien im Bistum Bhopal sein.

Besuch bei den Patenkindern in Bhopal in den Herbstferien 2011

In Zeltschulen werden Kinder aus Minidörfern unterrichtet. Von dort aus bietet sich die Möglichkeit zum Besuch einer Schule in den Missionsstationen.

von Kathrin Jünemann, Münster, November 2011

Jetzt war wieder eine kleine Delegation aus Coerde (Carola Stricker, Notburga Wöstmann und Christa Böcker) in Ashta und Fathepur, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Fest steht: Im Kinderwohnheim Fathepur fehlen konkret Fliegengitter. Malaria sei ein großes Problem, es gebe immer wieder Kinder, die diese Krankheit nicht überlebten, erklärt Carola Stricker.

Bildung ist neben der Gesundheit der andere Schwerpunkt der Förderung: Schulmaterialien und die finanzielle Absicherung von Personalkosten für den Förderunterricht sind die wichtigsten Aspekte. „Ohne individuelle Förderung läuft es nicht“, sagt Carola Stricker, die Kinder „brauchen unendlich viel Zuwendung und Hilfe zum Lernen“. Die Begegnung mit den Patenkindern war berührend. „Wir wollen die Paten fragen, ob sie im nächsten Jahr zum Jubiläum mitfahren wollen, wenn das Bistum 50 Jahre alt wird“, kündigte sie an.

Die Coerder besuchten dieses Mal auch Zeltschulen in einem Urwaldgebiet: Das ist ein neues Konzept, das Pater Leo Babu erarbeitet hat. Er sammelt die Kinder der Wandervölker ein und bringt zu den Zeltschulen. Von dort aus wird die Möglichkeit zum Besuch einer Missionsschule eröffnet. Sechs Zeltschulen gibt es seit Juli. Die Eltern könnten sich nicht um die Kinder kümmern, sie arbeiteten zum Beispiel in einer Ziegelbrennerei oder als Fischer am Stausee. Es gebe Neunjährige, die den Haushalt führen und für ihre jüngeren Geschwister in den Hütten am offenen Feuer Essen kochen müssten. Stricker: „Wir haben schlimme Verbrennungen gesehen.“

Die Kirche versuche mit ihren Zeltschulen, Anknüpfungspunkte zu finden. Manchmal tauchten in den Minidörfern von einem Tag auf den anderen neue Familien auf: Sie blieben dort, wo sie Arbeit fänden. „Von den Wohltaten der prosperierenden indischen Gesellschaft bekommen diese Menschen nichts mit.“

Beeindruckt hat sie auch, dass sich die jungen indischen Priester nach ihrem Studium in Amerika und Deutschland im Urwald wieder den Ärmsten der Armen zuwenden.

Um das Engagement in Bhopal fortsetzen zu können, wird es am ersten Adventssamstag (26. November) ab 18 Uhr einen Lichtermarkt im Freizeitheim St. Norbert geben. Der Erlös wird für die Kinderwohnheime in den Missionsstationen verwendet und für die Förderung der Kinder und Familien im Bistum Bhopal.