Suleimen Eleuch kümmert sich um Behinderte
Jung, freiwillig, engagiert: Porträts von Jugendlichen aus Münster
MÜNSTER Suleimen Eleuch hat sich eigentlich nicht zugetraut, mit behinderten Menschen zu arbeiten. Doch die Erfahrungen, die seine Mitschüler von der Hauptschule Coerde beim Projekt „Verantwortung lernen“ in Kooperation mit der Lebenshilfe gemacht hatten, haben seine Meinung geändert. Nun verbringt er einen Teil seiner Freizeit mit Behinderten – ganz freiwillig.Von Regina Laudage (Kath. LAG Kinder- und Jugendschutz NW e.V.)
Vor vier Jahren sind laut den Projektpartnern geistig behinderte Bewohner des Hauses Edelbach beim Einkaufen noch beschimpft und angespuckt worden. Seit das Projekt laufe, habe das aufgehört.
Der 16-jährige Suleimen Eleuch und die anderen Klassensprecher der Hauptschule setzen sich dafür ein, dass Menschen mit und ohne Behinderung in Coerde zusammen und nicht nebeneinander leben. Sie kochen gemeinsam, machen Ausflüge, begleiten die Bewohner des Hauses Edelbach zum Einkaufen und fahren einmal jährlich gemeinsam für ein paar Tage an die See.
Berührungsängste? Nein!
Ralf Siemers (43) sitzt neben Suleimen in einem Klassenraum. Auf dem Flur wurde er von Schülern und Lehrern herzlich begrüßt, eine Schülerin rannte auf ihn zu und umarmte ihn. Berührungsängste? Nein! Niemand in der Hauptschule scheint es komisch zu finden, dass der Mann mit Down-Syndrom zu Besuch ist. Es ist Normalität hier. Auf die Frage, was er von den Jugendlichen hält, sagt er: „Die Jungs von der Hauptschule sind spitze!“
Eleuch, der mit acht Jahren mit seiner Mutter und seinen drei Geschwistern aus Rom nach Münster kam, erzählt von einem Bewohner des Hauses Edelbach, der nicht spricht und ihn und seine Kumpel einmal ganz schön „verarscht“ hat: „Wir waren mit ihm in der Stadt, er zeigte in Gebärdensprache, dass er aufs Klo muss. Als er wieder rauskam, lachte er und machte das Zeichen für ‚Verarscht!‘.
„Das war witzig“
Fünf Meter weiter meinte er wieder, er müsse mal. Wir sind natürlich wieder mit ihm aufs Klo gegangen. Aber er hatte uns wieder an der Nase herumgeführt.“ Geärgert habe er sich nicht, sagt Suleimen. „Das war witzig.“
Nach dem Abschluss möchte Eleuch entweder eine Ausbildung zum Straßenbauer oder etwas mit Menschen machen, zum Beispiel ein Berufsvorbereitendes Soziales Jahr im Haus Edelbach in Coerde
MZ 02.12.2011